In Berlin erinnert ein Straßenname an sie
Berlin (fliegerinnen) – Wer die Frau ist, nach der in Berlin die Melitta-Schiller-Straße benannt wurde, erfährt man in dem kleinen Taschenbuch „Sturzflüge für Deutschland“. Dabei handelt es sich um die Entwicklungsingenieurin und Testpilotin Melitta Schiller (1903-1945), die 1937 den Althistoriker Alexander Schenk Graf von Stauffenberg heiratete und fortan Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg hieß.
Die fliegende Gräfin war eine außergewöhnliche Persönlichkeit ihrer Zeit. Sie tat sich in den 1930-er und 1940-er Jahren als Entwicklungsingenieurin und Testpilotin hervor. Zu ihren besonderen Leistungen gehören mehr als 2.500 nervenaufreibende Sturzflüge von etwa 4000 bis auf 1000 Meter Flughöhe mit Sturzkampfflugzeugen. Ähnliches hat kaum jemand auch nur annähernd geschafft.
Bis zu 15 Mal am Tag unternahm Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg waghalsige Sturzflüge. Wenn sie in genug Höhe aufgestiegen war, senkte sie die Spitze ihres „Stuka“ in Richtung Erdboden, stürzte sich mit der Maschine senkrecht hinab und riss sie kurz vor dem Aufschlag wieder nach oben. Solche waghalsigen Sturzflüge sind für einen menschlichen Körper fast nicht auszuhalten. Meistens verliert ein Pilot dabei kurz das Bewusstsein.
Die mutige Pilotin litt unter einem ungeheuren Gewissenskonflikt. Einerseits war sie wegen ihres jüdischen Vaters und wegen ihrer Verwandtschaft mit ihrem Schwager Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 das missglückte Attentat auf den Diktator Adolf Hitler verübt hatte, keine Anhängerin der Nationalsozialisten. Neueren Erkenntnissen zufolge ist sie sogar in die Attentatspläne eingeweiht gewesen. Andererseits tat sie alles, um die kämpfenden Verbände zu unterstützen.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg am 8. April 1945 bei einem Flug mit ihrer unbewaffneten Maschine zu ihrem inhaftierten Ehemann bei Straßkirchen unweit von Straubing in Bayern von einem amerikanischen Jagdflugzeug abgeschossen. Sie konnte noch notlanden, starb aber zwei Stunden später im Alter von nur 42 Jahren. Ihr Ehegatte Alexander Schenk Graf von Stauffenberg hat sie um 18 Jahre überlebt.
Das Taschenbuch „Sturzflüge für Deutschland“ von Ernst Probst und Heiko Peter Melle schildert das Leben der deutschen Fliegerheldin, die 1937 kurz nach Hanna Reitsch (1912-1997) als zweite Frau in Deutschland zum Flugkapitän ernannt wurde. Die Kurzbiografie ist bei „GRIN Verlag für akademische Texte“ (München) erschienen, umfasst 84 Seiten, ist reich bebildert und kostet 12,99 Euro. Bei „GRIN“ ist auch ein preiswertes E-Book im PDF-Format erhältlich.
Aus der Feder von Ernst Probst stammen zahlreiche Kurzbiografien über berühmte Fliegerinnen, Ballonfahrerinnen, Luftschifferinnen, Fallschirmspringerinnen, Astronautinnen und Kosmonautinnen, die ebenfalls beim „GRIN Verlag“ bestellbar sind. Der Autor Heiko Peter Melle ist ein Kenner der Familiengeschichte der Schenken von Stauffenberg.
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