Leseprobe aus dem Taschenbuch "Königinnen der Lüfte" von Ernst Probst:
Als eine der ersten deutschen Kommandantinnen eines großen Düsenverkehrsflugzeugs sorgte Anfang 1994 die damals 38-jährige Pilotin Sabine Trube in den Medien für großes Aufsehen. Ab diesem Zeitpunkt flog sie zweistrahlige Mittel- und Langstrecken-Jets der Typen „Boeing-B 757“ und „Boeing-B 767“ der Chartergesellschaft LTU. Die „B 757“ wiegt mit 196 Passagieren vollbesetzt beim Start 108 Tonnen und die „B 767“ rund 187 Tonnen.
Sabine Trube wurde am 28. November 1955 als sechstes von sieben Kindern des Juristen Günter Trube und der Ärztin Elisabeth Trube-Becker in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf geboren. Schon als Mädchen träumte sie davon, den Beruf einer Pilotin zu ergreifen. Im Theodor-Schwann-Gymnasium Neuss waren Physik und Biologie ihre Lieblingsfächer.
Nach dem Abitur begann Sabine Trube ein Medizinstudium, gab dieses aber nach dem sechsten Semester auf. Der Vater hatte sie in ihrem Wunsch, Berufsfliegerin zu werden, immer unterstützt. 1981 erwarb Sabine im Alter von 26 Jahren bei der Flugschule „RWL“ in Mönchengladbach innerhalb eines Vierteljahres den Privatpilotenschein (PPL). Danach wollte sie mehr: das Fliegen zu ihrem Beruf machen.
1982 begann Sabine Trube die kostspielige Ausbildung für den Berufspilotenschein (CPL). Das hierfür nötige Geld verdiente sie durch Nachtdienste im Krankenhaus auf Unfallstationen. Außerdem nahm sie einen Kredit auf. Im November 1982 erwarb sie den „ATPL“-Flugschein, der es ihr erlaubte, alle Maschinen zu fliegen, die es damals in der gewerblichen Zivilluftfahrt gab. Sie war stolz darauf, ihn erfolgreich beendet zu haben.
Doch mit der vom Luftfahrtbundesamt in Braunschweig erteilten Pilotenlizenz Nr. 2869 war Sabine Trube noch nicht am Ziel ihres lang gehegten Berufswunsches. Wegen der schlechten Lage auf dem Arbeitsmarkt für Piloten fand sie zwei Jahre lang keine Stelle, ehe sie der Flugunternehmer Theodor Wüllenkemper aus Essen-Mülheim 1985 für seine Bedarfsfluggesellschaft „Westdeutsche Luftwerbung Flugdienst“ (WDL) als Copilotin für eine „Fokker 27“ engagierte. Sabine Trubes erster Flug mit der zweimotorigen Turboprop-Maschine, die über 55 Plätze verfügte, ging nach Wien.
Nachdem sie genügend Flugerfahrung gesammelt hatte, um auf größere Jets umzuschulen, wechselte Sabine Trube am 1. November 1986 zur Düsseldorfer Charterfluggesellschaft LTU, Zweigniederlassung München. Diese Gesellschaft scheute sich nicht, die 30-Jährige für ihre neue Flotte des Typs Boeing einzustellen. Damals wurde sie die erste Copilotin in Deutschland auf Großraumjets. Frau Trube wurde bei „British Airways“ und im Simulator des Herstellerwerks auf die Cockpit-gleichen zweistrahligen „B 757“ und „B 7672 umgeschult.
Die Krönung ihrer fliegerischen Laufbahn erlebte Sabine Trube am 30. Oktober 1993, als sie nach erfolgreicher Umschulung den begehrten vierten Ärmelstreifen eines Flugkapitäns erhielt. Damit hatte sich letztlich ihre Ausbildung, von der ihr viele Anfang der 1980-er Jahre abrieten und für die sie einiges investiert hatte, doch gelohnt.
Im Januar 1994 war die 38-jährige Sabine Trube in Deutschland eine der ersten Frauen, die als Kommandant eines großen Düsenverkehrsflugzeuges im Cockpit Platz nahm. Wenige Wochen später – im Februar 1994 – erklärte die 1,70 Meter große Flugzeugführerin bei einem Interview mit der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa), sie könne inzwischen auf 7000 Flugstunden zurückblicken, davon allein 5500 in Düsenmaschinen. Jährlich komme sie auf rund 800 Flugstunden, die harte Arbeit seien, ihr aber Freude bereiteten.
Der Titel von Sabine Trube ist „Flugkapitän“ und nicht „Flugkapitänin“. „Wir sagen doch auch nicht Frau Doktorin“, betonte sie. Ganz besonders freut sie sich, wenn manchmal Passagiere bei langen Flügen nach Südostasien oder Amerika das Cockpit besuchen und überrascht sind, dort eine Frau auf dem Kapitänssitz anzutreffen. In ihrer Freizeit ist sie eine leidenschaftliche Autofahrerin, kocht gerne, schwimmt, fährt Rad und läuft Ski.
Vor Sabine Trube gab es in Deutschland bereits Dutzende von Berufspilotinnen. Zum Flugkapitän hatten es vor dem Zweiten Weltkrieg jeweils 1937 schon Hanna Reitsch (1912–1979) und Melitta Gräfin Schenk von Stauffenberg (1903–1943) gebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren 1976 Rita Maiburg (1951–1977) bei der DLT, 1987 Barbara Moerl-Weidig bei der DLT, außerdem Claudia Russ bei der Lufthansa CityLine sowie 1991 Madlene Clausen und 1992 Beatrice Wagner-Zimmermann, beide bei der Condor, Flugkapitän.
Anders als in Deutschland gelten in den USA Pilotinnen in verantwortlichen Rollen und Funktionen schon seit vielen Jahren als Selbstverständlichkeit. Dort gab es früh sogar komplette Frauen-Crews. Der amerikanische Flugzeughersteller Boeing rekrutierte 1991 mit der ehemaligen Helikopter- und Air-Force-Pilotin und Ingenieurin Susan Darcy sowie der Luft- und Raumfahrt-Ingenieurin Rose Loper zwei Frauen für sein elitäres Testpiloten-Team.
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Literatur zum Thema:
Königinnen der Lüfte von A bis Z
http://www.grin.com/e-book/153394/koeniginnen-der-luefte-von-a-bis-z
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